Domino
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Kinostart 29.12.2005 Genre Action/Thriller Erscheinungsjahr 2005 Land USA Verleih Constantin |
Regie Tony Scott Autor Richard Kelly / Steve Barancik Laufzeit 128 Minuten Hauptdarsteller Keira Knightley Mickey Rourke Edgar Ramirez Rizwan Abessi Ian Ziering |
Zu cool für diese Welt
INHALT
"Based on a true story" steht gleich zu Beginn des Films auf der Leinwand. Da krampft sich einem nach den grauenvollen Erfahrungen dieses Kinojahres schon leicht der Magen zusammen. Aber, Glück gehabt: In der nächsten Zeile folgt ein ironisches "Sort of", und was dann kommt, will als wahre Lebensgeschichte ungefähr so ernst genommen werden wie Wrestling als sportlicher Wettkampf. Es wird auch auf ähnlich subtile Weise vorgetragen.
"Domino" möchte eine Huldigung an das – um ein Rock’n’Roll-Klischee zu bemühen – schnelle und kurze Leben der diesen Sommer mit 35 Jahren an ihrem Drogenkonsum gestorbenen Domino Harvey (Tochter von Schauspieler Lawrence Harvey und Model Sophia Wynn) sein – in Form eines wilden Action-Trips ohne Anspruch auf historische Wahrheit.
Nach dem frühen Tod des Vaters zunächst in einem Internat aufgewachsen, später in der High Society von Beverly Hills hat die von diesem Leben schwer angekotzte junge Frau Harvey irgendwann genug davon, dreisten Model-Casting-Agentinnen ihre hübschen Nasen zu brechen und wird – Kopfgeldjägerin. Die coolste von Amerika, eine einsame Amazone in dieser Männerdomäne, einem Berufstand übrigens, den es in den USA – alle Antiamerikaner dürfen sich in ihren Vorurteilen bestätigt sehen - tatsächlich immer noch gibt. Mit ihren beiden Kollegen dem als Kopfgeldjäger und als Krimineller alten Hasen Ed Mosbey und dem jungen, in sie verliebten Psychopathen Choco bildet sie bald ein eingeschworenes Team. Die Katastrophe naht, als die drei in einen komplizierten Millionenraub verwickelt werden, bei dem auch das FBI und die Mafia ihre Hände im Spiel haben. Da erweist es sich dann eher als lästig, dass Domino und die beiden anderen bei ihrer nicht unblutigen Arbeit inzwischen vom Filmteam einer Reality-TV-Show begleitet werden. Nur der vom Fernsehen zur Verfügung gestellte Sprengstoffexperte aus Afghanistan (ja, genau da her), den sie alle bloß Alf beziehungsweise "cat eating alien" nennen, weil seinen richtigen Namen keiner aussprechen kann, stellt eine echte Verstärkung dar. KAWUMM!
KRITIK
Gar keine Frage, Baller-Baller-Regisseur Tony Scott ("Top Gun", "True Romance", "Spy Game") und Drehbuchautor Richard Kelly, der mit seinem - von einigen Leuten allerdings gnadenlos überschätzten - Low Budget Science-Fiction-Kleinstadtdrama "Donnie Darko" bekannt wurde, feuern in "Domino" die ein oder andere satirische Breitseite ab. Mehr noch allerdings wird aus allen Rohren des klassischen Action-Spektakels geballert und am Ende sind es vor allem die Nerven der Zuschauer, die unter schweren Beschuss geraten. Der erstaunliche Grund dafür: Scott und Kelly versuchen Kunst zu machen.
Richard Kellys Drehbuch zeichnet sich vor allem durch eine Wichtigtuerei aus, die schon bei "Donnie Darko" nicht gut war: Die verschwurbelte Verrätselung eines in seinen Grundzügen eher schwachen Plots. Seine Stärken, die Kelly in genauer, fast bedächtig ausführlicher und humorvoller Alltagsbeobachtung unter Beweis gestellt hat, kommen bei einem Film wie "Domino" naturgemäß nicht zum Tragen. So ein bisschen Mediensatire macht natürlich auch immer Spaß und Kelly hat sich mit der Amputation eines Armes mithilfe einer Schrotflinte (durch unsere Helden, wohlgemerkt) immerhin einen Gewaltexzess von rekordbrechender Sinnlosigkeit einfallen lassen, den man erst einmal bringen muss, aber insgesamt ist das zu wenig.
Das eigentliche Problem des Films liegt allerdings in Tony Scotts manieristischer Regie. Dieser Streifen kann vor lauter Coolness nicht mehr laufen. Nach einer Viertelstunde grobkörniger, wackeliger und unglaublich schnell geschnittener bunt gefärbter Bilder tut es einfach nur noch körperlich weh. Es schmerzt eine fast endlose Reihe teilweise wirklich alberner visueller Effekte, die andauernd lauthals "Seht her, wie ungeheuer abgefahren ich bin!" schreien und die mit einem Soundtrack unterlegt sind, der so vollgepackt ist, dass er den einzelnen sogar schönen Songs keinen Platz lässt, zu wirken.
Wer ebenfalls überhaupt keinen Platz bekommt, seine Stärken auszuspielen, sind die Schauspieler. Keira Knightley als Domino und Mickey Rourke als Ed Mosbey. Da muss doch was gehen! Wer sich erinnert, wie Quentin Tarantino Uma Thurman in "Kill Bill" buchstäblich von den Zehen- bis in die Fingerspitzen als Rachegöttin in Szene gesetzt hat, hat vielleicht eine Vorstellung von den Möglichkeiten. Diesem Film aber fällt für seine Amazone Knightley nichts besseres ein, als sie einen Lapdance aufführen zu lassen und ansonsten zu schauen, ob es vielleicht lustig aussieht, wenn man die bekanntlich eher leicht gebaute Schauspielerin aus zwei schweren Maschinenpistolen gleichzeitig ballern lässt. Von Mickey Rourke in der Rolle als Ed Mosbey bleibt nicht mehr als sein Schnauzbart im Gedächtnis. Und Lucy Liu langweilt sich und uns in einer Winznebenrolle als FBI Verhörspezialisten durch eine Rahmenhandlung, deren einzige Funktion darin besteht, den Augen nach den schnellen Schnitten und dem Kameragewackel im restlichen Film eine kleine Pause zu gönnen. Wenigstens Christopher Walken und Mena Suvari ("American Pie", "American Beauty") können in ihren Nebenrollen als TV-Produzent und seine Sekretärin ihr komisches Talent ausspielen.
FAZIT
Man wäre gerne etwas weniger hart. Immerhin hat Tony Scott versucht, einen coolen Action-Film zu machen. Anders als zum Beispiel Rob Cohen, der - wir erinnern uns (falls nicht, ist es nicht schlimm) – seinen Rohrkrepierer "Stealth" einfach ohne jeglichen Anspruch runtergedreht hat. Leider sieht es so aus, als habe Tony Scott seine eigenen Fähigkeiten überschätzt. Dieser Film ist nicht, was er gerne wäre. Er ist nicht cool, und er ist auch nicht clever. Er nervt, nervt, nervt.
Von Martin Thoma

"Domino" möchte eine Huldigung an das – um ein Rock’n’Roll-Klischee zu bemühen – schnelle und kurze Leben der diesen Sommer mit 35 Jahren an ihrem Drogenkonsum gestorbenen Domino Harvey (Tochter von Schauspieler Lawrence Harvey und Model Sophia Wynn) sein – in Form eines wilden Action-Trips ohne Anspruch auf historische Wahrheit.
Nach dem frühen Tod des Vaters zunächst in einem Internat aufgewachsen, später in der High Society von Beverly Hills hat die von diesem Leben schwer angekotzte junge Frau Harvey irgendwann genug davon, dreisten Model-Casting-Agentinnen ihre hübschen Nasen zu brechen und wird – Kopfgeldjägerin. Die coolste von Amerika, eine einsame Amazone in dieser Männerdomäne, einem Berufstand übrigens, den es in den USA – alle Antiamerikaner dürfen sich in ihren Vorurteilen bestätigt sehen - tatsächlich immer noch gibt. Mit ihren beiden Kollegen dem als Kopfgeldjäger und als Krimineller alten Hasen Ed Mosbey und dem jungen, in sie verliebten Psychopathen Choco bildet sie bald ein eingeschworenes Team. Die Katastrophe naht, als die drei in einen komplizierten Millionenraub verwickelt werden, bei dem auch das FBI und die Mafia ihre Hände im Spiel haben. Da erweist es sich dann eher als lästig, dass Domino und die beiden anderen bei ihrer nicht unblutigen Arbeit inzwischen vom Filmteam einer Reality-TV-Show begleitet werden. Nur der vom Fernsehen zur Verfügung gestellte Sprengstoffexperte aus Afghanistan (ja, genau da her), den sie alle bloß Alf beziehungsweise "cat eating alien" nennen, weil seinen richtigen Namen keiner aussprechen kann, stellt eine echte Verstärkung dar. KAWUMM!
KRITIK

Richard Kellys Drehbuch zeichnet sich vor allem durch eine Wichtigtuerei aus, die schon bei "Donnie Darko" nicht gut war: Die verschwurbelte Verrätselung eines in seinen Grundzügen eher schwachen Plots. Seine Stärken, die Kelly in genauer, fast bedächtig ausführlicher und humorvoller Alltagsbeobachtung unter Beweis gestellt hat, kommen bei einem Film wie "Domino" naturgemäß nicht zum Tragen. So ein bisschen Mediensatire macht natürlich auch immer Spaß und Kelly hat sich mit der Amputation eines Armes mithilfe einer Schrotflinte (durch unsere Helden, wohlgemerkt) immerhin einen Gewaltexzess von rekordbrechender Sinnlosigkeit einfallen lassen, den man erst einmal bringen muss, aber insgesamt ist das zu wenig.
Das eigentliche Problem des Films liegt allerdings in Tony Scotts manieristischer Regie. Dieser Streifen kann vor lauter Coolness nicht mehr laufen. Nach einer Viertelstunde grobkörniger, wackeliger und unglaublich schnell geschnittener bunt gefärbter Bilder tut es einfach nur noch körperlich weh. Es schmerzt eine fast endlose Reihe teilweise wirklich alberner visueller Effekte, die andauernd lauthals "Seht her, wie ungeheuer abgefahren ich bin!" schreien und die mit einem Soundtrack unterlegt sind, der so vollgepackt ist, dass er den einzelnen sogar schönen Songs keinen Platz lässt, zu wirken.
Wer ebenfalls überhaupt keinen Platz bekommt, seine Stärken auszuspielen, sind die Schauspieler. Keira Knightley als Domino und Mickey Rourke als Ed Mosbey. Da muss doch was gehen! Wer sich erinnert, wie Quentin Tarantino Uma Thurman in "Kill Bill" buchstäblich von den Zehen- bis in die Fingerspitzen als Rachegöttin in Szene gesetzt hat, hat vielleicht eine Vorstellung von den Möglichkeiten. Diesem Film aber fällt für seine Amazone Knightley nichts besseres ein, als sie einen Lapdance aufführen zu lassen und ansonsten zu schauen, ob es vielleicht lustig aussieht, wenn man die bekanntlich eher leicht gebaute Schauspielerin aus zwei schweren Maschinenpistolen gleichzeitig ballern lässt. Von Mickey Rourke in der Rolle als Ed Mosbey bleibt nicht mehr als sein Schnauzbart im Gedächtnis. Und Lucy Liu langweilt sich und uns in einer Winznebenrolle als FBI Verhörspezialisten durch eine Rahmenhandlung, deren einzige Funktion darin besteht, den Augen nach den schnellen Schnitten und dem Kameragewackel im restlichen Film eine kleine Pause zu gönnen. Wenigstens Christopher Walken und Mena Suvari ("American Pie", "American Beauty") können in ihren Nebenrollen als TV-Produzent und seine Sekretärin ihr komisches Talent ausspielen.
FAZIT

Von Martin Thoma
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