Eine Hochzeit zu Dritt
» Links zum Artikel |
![]() |
Kinostart 25.05.2006 Genre komödie Erscheinungsjahr 2005 Land USA/ GB/ D Verleih Warner Bros. |
Regie Ol Parker Autor Ol Parker Laufzeit 93 Minuten Hauptdarsteller Piper Perabo Lena Headey Matthew Goode Celia Imrie |
Für Vaginarierinnen
INHALT
Kein Sommer ohne Liebeskomödie. Die Ehre gibt sich dieses Jahr "Eine Hochzeit zu dritt". Also, liebe Happyend-Freunde, zückt die Taschentücher und macht euch bereit für eine schwülstige Lesbenromanze.
Und die geht so: Rachel (Piper Perabo, "Coyote Ugly") steht gerade mit ihrer Jugendliebe Heck (Matthew Goode, "Match Point") vor dem Traualtar, als ihr siedend heiß einfällt, dass sie eigentlich irgendwie lesbisch ist. Die für die Hochzeit zuständige Floristin Luce (Lena Headey, "Brothers Grimm") hat es ihr angetan. Geheiratet wird aber trotzdem. Auf der anschließenden Feier verschwindet dann Rachels gerade eingeweihter Ehering in den unendlichen Weiten des Punsch-Kübels und ausgerechnet Luce eilt der ungeschickten Braut zur Hilfe. Es knistert sichtlich zwischen den beiden, aber Rachel lässt sich nichts anmerken. Ein paar Tage später zieht es sie trotzdem in Luces Blumenladen und sie lädt die Floristin zum Abendessen ein. Rachel ist selbst so verdutzt über ihr spontanes Angebot, dass sie das Dinner sicherheitshalber zum Kuppelevent umfunktioniert. Aber Hecks Freund, der Frauenheld Cooper (Darren Boyd), den Rachel für Singlefrau Luce auserkoren hat, muss leer ausgehen, denn die outet sich als Lesbe. Rachel fühlt sich dadurch noch mehr zu ihr hingezogen und schon bald verabreden sich die beiden, während das Eheleben der Frischverheirateten unter Rachels Unentschlossenheit leidet. Wird Rachel trotz ihrer Liebe zu Luce bei Heck bleiben? Oder wird sie ihm gestehen, dass Luce ihre große Liebe ist? Und überhaupt, was ist eigentlich eine "Vaginarierin"?
KRITIK
Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Mainstreamkino gleichgeschlechtliche Liebe für sich entdecken würde. "Brokeback Mountain" war auf diesem Gebiet die große Generalprobe, nun folgen offenbar im Windschatten die weniger ambitionierten Genrevariationen, die Homosexualität als massentauglichen Pseudoschocker einsetzen. Milde Empörung und ein wenig Aufsehen sind bei "Eine Hochzeit zu dritt" vielleicht erwünscht, aber der eigentliche Film ist eine 08/15-Romanze, die das übliche Dreiecksbeziehungsdebakel durchspielt, in dem zur Abwechselung eine Frau eine Frau liebt. Damit wird nur bestätigt, dass Frau-Frau genauso öde sein kann wie Frau-Mann. Zumindest auf der Leinwand.
Dem Mainstreamflair des Films entsprechend sind leider auch die Charaktere: Glatte Klone à la Hollywood wohnen gut in angenehmem Einrichtungszeitschrift-Ambiente, verdienen gut, sehen gut aus. Die Floristin verschenkt gar öfter mal Blumen, kann es sich leisten, nervige Kunden hochkant aus dem Geschäft zu werfen und einer verdutzten Kundin wird mir nichts, dir nichts der Blumenladen anvertraut. Es ist schier unmöglich, "Eine Hochzeit zu dritt" als realitätsnah zu bezeichnen. Diese Liebeskomödie ist eher ein wahr gewordener Traum, dem Genrefans ergriffen hinterherschmachten können. Natürlich gibt es im Verlauf der Handlung auch ein paar Problemchen und herzzerreißende Seelenquälereien, aber an einem guten Ausgang für alle Protagonisten ist nicht zu zweifeln: Rachel wird die schwere Entscheidung über ihr Leben schließlich einfach abgenommen, von charakterlicher Entwicklung fehlt jede Spur.
Die interessantesten Figuren der Liebesschmunzette sind nicht Rachel, Heck und Luce, sondern deren Eltern. Rachels neurotischer Vater Ned (Anthony Head) und seine Frau Tessa (Celia Imrie) können sich eigentlich nicht leiden, führen aber trotzdem ein gemeinsames Eheleben, das von gegenseitigem Hickhack und Unzufriedenheit beherrscht wird. Ned lebt seit jeher mit dem Gedanken, seine Frau hätte in ihm nicht die große Liebe gefunden und würde ihn für den Nächstbesten sitzen lassen. Luces Mutter Ella (Sue Johnston) hingegen ist einsam und krank. Sie hat sich mit ihren Depressionen arrangiert, statt sie zu bekämpfen. Ihre Tochter muss hilflos zusehen, wie ihre Mutter dahinvegetiert. Da stellt sich die Frage, ob solche Schicksale nicht eher filmische Vertiefung verdienen als eine schmalzige Liebesodyssee, die sich ja sowieso zum Guten wendet.
Aber nun zum wichtigsten Aspekt des Films: die "Vaginarierin". Geprägt wird der Begriff von dem machohaften Cooper, als er sich mit der desinteressierten Luce unterhält. Eine Definition bleibt der dumm-dreiste Angeber den Zuschauern allerdings schuldig. Wer meint zu wissen, was genau ein/e "Vaginarier/in" ist, der möge das Wort in Umlauf bringen und den allgemeinen (Un-)Wortschatz erweitern. Das Prädikat "Unwort des Jahres 2006" wäre somit gesichert.
FAZIT
"Eine Hochzeit zu dritt" ist eine ziemlich fade Liebeskomödie. Es geht um die üblichen Verdächtigen, die große Liebe und Liebe auf den ersten Blick, Traumfrauen und Traummänner (in der Unterzahl). Eine ausgeprägte romantische Ader ist zum Genießen dieses Chick flicks zwingend notwendig und ein Sinn für Realitätsverlust förderlich.
Von Therese Hopfmann

Und die geht so: Rachel (Piper Perabo, "Coyote Ugly") steht gerade mit ihrer Jugendliebe Heck (Matthew Goode, "Match Point") vor dem Traualtar, als ihr siedend heiß einfällt, dass sie eigentlich irgendwie lesbisch ist. Die für die Hochzeit zuständige Floristin Luce (Lena Headey, "Brothers Grimm") hat es ihr angetan. Geheiratet wird aber trotzdem. Auf der anschließenden Feier verschwindet dann Rachels gerade eingeweihter Ehering in den unendlichen Weiten des Punsch-Kübels und ausgerechnet Luce eilt der ungeschickten Braut zur Hilfe. Es knistert sichtlich zwischen den beiden, aber Rachel lässt sich nichts anmerken. Ein paar Tage später zieht es sie trotzdem in Luces Blumenladen und sie lädt die Floristin zum Abendessen ein. Rachel ist selbst so verdutzt über ihr spontanes Angebot, dass sie das Dinner sicherheitshalber zum Kuppelevent umfunktioniert. Aber Hecks Freund, der Frauenheld Cooper (Darren Boyd), den Rachel für Singlefrau Luce auserkoren hat, muss leer ausgehen, denn die outet sich als Lesbe. Rachel fühlt sich dadurch noch mehr zu ihr hingezogen und schon bald verabreden sich die beiden, während das Eheleben der Frischverheirateten unter Rachels Unentschlossenheit leidet. Wird Rachel trotz ihrer Liebe zu Luce bei Heck bleiben? Oder wird sie ihm gestehen, dass Luce ihre große Liebe ist? Und überhaupt, was ist eigentlich eine "Vaginarierin"?
KRITIK

Dem Mainstreamflair des Films entsprechend sind leider auch die Charaktere: Glatte Klone à la Hollywood wohnen gut in angenehmem Einrichtungszeitschrift-Ambiente, verdienen gut, sehen gut aus. Die Floristin verschenkt gar öfter mal Blumen, kann es sich leisten, nervige Kunden hochkant aus dem Geschäft zu werfen und einer verdutzten Kundin wird mir nichts, dir nichts der Blumenladen anvertraut. Es ist schier unmöglich, "Eine Hochzeit zu dritt" als realitätsnah zu bezeichnen. Diese Liebeskomödie ist eher ein wahr gewordener Traum, dem Genrefans ergriffen hinterherschmachten können. Natürlich gibt es im Verlauf der Handlung auch ein paar Problemchen und herzzerreißende Seelenquälereien, aber an einem guten Ausgang für alle Protagonisten ist nicht zu zweifeln: Rachel wird die schwere Entscheidung über ihr Leben schließlich einfach abgenommen, von charakterlicher Entwicklung fehlt jede Spur.

Aber nun zum wichtigsten Aspekt des Films: die "Vaginarierin". Geprägt wird der Begriff von dem machohaften Cooper, als er sich mit der desinteressierten Luce unterhält. Eine Definition bleibt der dumm-dreiste Angeber den Zuschauern allerdings schuldig. Wer meint zu wissen, was genau ein/e "Vaginarier/in" ist, der möge das Wort in Umlauf bringen und den allgemeinen (Un-)Wortschatz erweitern. Das Prädikat "Unwort des Jahres 2006" wäre somit gesichert.
FAZIT

Von Therese Hopfmann
« Zurück zur Übersicht