Der Teufel trägt Prada
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Original Titel The Devil Wears Prada Kinostart 12.10.2006 Genre Drama/ Komödie Erscheinungsjahr 2006 Land USA Verleih FOX |
Regie David Frankel Autor Aline Brosh McKenna Laufzeit 109 Minuten Hauptdarsteller Meryl Streep Anne Hathaway Stanley Tucci Emily Blunt |
In der Not kauft der Teufel Gucci
INHALT
Die frischgebackene College-Absolventin Andy Sachs (Anne Hathaway, "Plötzlich Prinzessin") kommt nach New York City, um ihrer Karriere als Journalistin auf die Beine zu helfen. Doch der Zeitungsmarkt will von der unerfahrenen Kleinstadtpomeranze nichts wissen. Das einzige Jobangebot kommt ausgerechnet aus der Modezeitschriftenbranche, der sich Andy eigentlich nicht sehr verbunden fühlt. Trotzdem zieht sie den Job bei der Zeitschrift Runway an Land und wird Assistentin von Miranda Priestly (Meryl Streep, "Jenseits von Afrika", "The Hours", "Adaptation"), der Grande Dame der Modewelt.
Gleich merkt Andy: Mit der neuen Chefin ist nicht zu spaßen. Madame Priestly ist nicht nur die einflussreichste Frau der Fashionindustrie, sie ist außerdem grausam, schnippisch und pingelig. Sie stellt scheinbar unerfüllbare Aufgaben und liebt es, Menschen wie unwürdige Objekte herumzuscheuchen. Schon etliche Assistentinnen brachte sie so um Verstand und Job und auch "Nummer sechs", Andy, kann der unerbittlichen Boshaftigkeit kaum entkommen. Da hilft es auch nicht, dass sie ihren Schreibtisch mit Mirandas modevernarrter Dauerassistentin Emily (Emily Blunt) teilen muss, die die Anwesenheit der Möchtegernjournalistin missbilligend mit Spott und Hohn kommentiert. Doch schon bald wendet sich das Blatt, Andy lebt sich immer besser in der Modewelt ein und erfüllt aufopferungsvoll alle Wünsche ihrer Vorgesetzten, bis von ihren journalistischen Ambitionen und ihrer Bodenständigkeit nicht mehr viel auszumachen ist. Hat der Modeteufel auch von ihr Besitz ergriffen?
KRITIK
Ach, die oberflächliche Modewelt, mag mancher Normalsterblicher vielleicht denken, das ist doch alles unwichtiges Schickimicki! Prada, Dolce, Gabbana, Gucci – viel Geld für wenig Stoff! Aber nicht doch, liebe Modemuffel und Wühltischmäuse, der Teufel, pardon Miranda Priestly belehrt uns in "Der Teufel trägt Prada" eines Besseren. Mode ist lebenswichtig und jeder Mensch ist gewissermaßen ein Fashionfan, so ihre These. Vom Designer kreiert, erklärt sie via Runway bestimmte Stofffetzen zum neusten Modetrend, der sich dann Schritt für Schritt bis zum Billigdiscounterschnäppchen durchsetzt. Keiner entflieht den Vorgaben der Modezeitschriften.
Ob es im Fashiongewerbe New Yorks tatsächlich so hoch hergeht, wie es "Der Teufel trägt Prada" skizziert, könnte wohl nur ein wahrer Insider beurteilen. Der Film überspitzt bewusst einige Charakterzüge der Protagonisten und führt die selbstverliebte Modewelt oft gehörig vor. Doch trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass hinter dem Schleier von Ironie und Klamauk viel Wahrheit steckt. Das liegt allerdings nicht am Gastauftritt des Modeschöpfers Valentino, am klischeehaften Faible für die Modemetropole Paris oder den unzähligen Hungerhaken, die bei Runway durch die Gänge schwirren. Authentizität strahlt vor allem Meryl Streep als Miranda Priestly aus.
Obwohl Streep zweifellos die überdrehteste Figur des Films verkörpert, gelingt es ihr, die Furie Miranda erstaunlich menschlich und so glaubwürdig darzustellen, dass sie die Leistungen ihrer Schauspielkollegen mühelos verblassen lässt. Bei aller Skrupellosigkeit und herabwürdigender Haltung verpasst Streep Priestly dennoch einen Hauch von Fehlbarkeit und Unsicherheit, der von Zeit zu Zeit durchschimmert. Äußerlich ist die Runway-Chefin immer cool und gefasst, aber hinter den Kulissen, in ihrem gut abgeschotteten Privatleben machen ihre tiefe Verzweifelung über Familienprobleme und die bedauernswerte Einsamkeit, die ihre berufliche Macht mit sich bringt, ihr zu schaffen. Selbst in den größten privaten Krisenmomenten versagt Priestly dabei, in ihrem Leben endlich Prioritäten zu setzen. Statt sich auf ihre Familie zu konzentrieren, entscheidet sie sich immer wieder für ihre Arbeit. Wie alle anderen in ihrem Umfeld auch ist Miranda Priestly eine Gefangene der Modeindustrie.
Für die neue Assistentin Andy Sachs sind die sorgenfreien Schlabberklamottentage auch bald gezählt. Von einem Tag auf den anderen beschließt sie, voll in der Runway-Kleiderordnung aufzugehen und lässt sich aus dem umfangreichen Fundus des Magazins von Nigel (Stanley Tucci, "Road to Perdition", "Terminal"), dem hauseigenen Modeexperten, einkleiden. Die eigentliche Kostüm-Designerin hinter den Kulissen des Films heißt indes Patricia Field und dürfte jedem Modefan ein Begriff sein. Immerhin kleidete sie schon die Damen von "Sex and the City" ein.
Wer nach so viel Fashionfirlefanz nach emotionaler Tiefgründigkeit verlangt, wir von "Der Teufel trägt Prada" wohl enttäuscht werden. Andys innerer Wandel zur Runway-Schaufensterpuppe bleibt weitgehend unergründet. Dadurch bleibt die Heldin des Films etwas blass, aber immerhin bleibt dem Zuschauer Gefühlsduselei voller pathetischer Rhetorik erspart.
FAZIT
Die Verfilmung von Lauren Weisbergers Bestseller "Der Teufel trägt Prada" ist ein gelungener Film mit viel Fashionexpertise und einer teuflisch schillernden Meryl Streep, die der Hauptdarstellerin des Films gelegentlich die Show stiehlt. Für Modefreunde ist "Der Teufel trägt Prada" ein Muss in diesem Herbst. Wer allerdings Calvin Klein und Jimmy Choo für die Maskottchen eines neuen Spielzeugwarenkonzerns hält, dem dürfte der Film kaum zusagen.
Von Therese Hopfmann

Gleich merkt Andy: Mit der neuen Chefin ist nicht zu spaßen. Madame Priestly ist nicht nur die einflussreichste Frau der Fashionindustrie, sie ist außerdem grausam, schnippisch und pingelig. Sie stellt scheinbar unerfüllbare Aufgaben und liebt es, Menschen wie unwürdige Objekte herumzuscheuchen. Schon etliche Assistentinnen brachte sie so um Verstand und Job und auch "Nummer sechs", Andy, kann der unerbittlichen Boshaftigkeit kaum entkommen. Da hilft es auch nicht, dass sie ihren Schreibtisch mit Mirandas modevernarrter Dauerassistentin Emily (Emily Blunt) teilen muss, die die Anwesenheit der Möchtegernjournalistin missbilligend mit Spott und Hohn kommentiert. Doch schon bald wendet sich das Blatt, Andy lebt sich immer besser in der Modewelt ein und erfüllt aufopferungsvoll alle Wünsche ihrer Vorgesetzten, bis von ihren journalistischen Ambitionen und ihrer Bodenständigkeit nicht mehr viel auszumachen ist. Hat der Modeteufel auch von ihr Besitz ergriffen?
KRITIK

Ob es im Fashiongewerbe New Yorks tatsächlich so hoch hergeht, wie es "Der Teufel trägt Prada" skizziert, könnte wohl nur ein wahrer Insider beurteilen. Der Film überspitzt bewusst einige Charakterzüge der Protagonisten und führt die selbstverliebte Modewelt oft gehörig vor. Doch trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass hinter dem Schleier von Ironie und Klamauk viel Wahrheit steckt. Das liegt allerdings nicht am Gastauftritt des Modeschöpfers Valentino, am klischeehaften Faible für die Modemetropole Paris oder den unzähligen Hungerhaken, die bei Runway durch die Gänge schwirren. Authentizität strahlt vor allem Meryl Streep als Miranda Priestly aus.

Für die neue Assistentin Andy Sachs sind die sorgenfreien Schlabberklamottentage auch bald gezählt. Von einem Tag auf den anderen beschließt sie, voll in der Runway-Kleiderordnung aufzugehen und lässt sich aus dem umfangreichen Fundus des Magazins von Nigel (Stanley Tucci, "Road to Perdition", "Terminal"), dem hauseigenen Modeexperten, einkleiden. Die eigentliche Kostüm-Designerin hinter den Kulissen des Films heißt indes Patricia Field und dürfte jedem Modefan ein Begriff sein. Immerhin kleidete sie schon die Damen von "Sex and the City" ein.
Wer nach so viel Fashionfirlefanz nach emotionaler Tiefgründigkeit verlangt, wir von "Der Teufel trägt Prada" wohl enttäuscht werden. Andys innerer Wandel zur Runway-Schaufensterpuppe bleibt weitgehend unergründet. Dadurch bleibt die Heldin des Films etwas blass, aber immerhin bleibt dem Zuschauer Gefühlsduselei voller pathetischer Rhetorik erspart.
FAZIT

Von Therese Hopfmann
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